»Sie haben sich diese Sache mit dem Zauberscherzladen in den Kopf gesetzt«, sagte Ron.»Ich dachte zuerst, sie wollten damit nur Mum argern, aber sie meinen es ernst, sie wollen einen Laden aufmachen. Sie haben nur noch ein Jahr in Hogwarts, standig reden sie davon, es sei an der Zeit, uber die Zukunft nachzudenken, und da? Dad ihnen nicht helfen konne und da? sie Gold brauchten, um uberhaupt anfangen zu konnen.«
Jetzt schien sich Hermine unbehaglich zu fuhlen.»Schon, aber… sie wurden nichts Ungesetzliches tun, oder doch?«
»Oder doch?«, wiederholte Ron mit skeptischer Miene.»Keine Ahnung… jedenfalls haben sie keine gro?en Probleme damit, Regeln zu verletzen.«
»Ja, aber hier geht's um das Gesetz«, sagte Hermine mit besorgtem Blick.»Und nicht um eine alberne Vorschrift in der Hausordnung… bei Erpressung kommen sie mit Nachsitzen nicht davon! Ron… vielleicht solltest du es Percy sagen…«
»Bist du verruckt?«, entgegnete Ron.»Percy? Er wurde wahrscheinlich einen auf Crouch machen und sie einbuchten lassen!«Er starrte zum Fenster hinaus, durch das die Eule von Fred und George verschwunden war, dann sagte er:»Kommt, la?t uns was fruhstucken.«
»Glaubt ihr, es ist noch zu fruh, um zu Professor Moody zu gehen?«, fragte Hermine, wahrend sie die Wendeltreppe hinunterstiegen.
»Ja«, sagte Harry.»Wenn wir ihn im Morgengrauen wecken, wird er wahrscheinlich glauben, wir wollten ihn angreifen, und dann sprengt er uns glattweg durch die Tur. Warten wir lieber bis zur gro?en Pause.«
Geschichte der Zauberei war lange nicht mehr so furchtbar zah dahingeflossen. Harry sah andauernd auf Rons Uhr, da er seine eigene nun doch weggeworfen hatte, aber Rons ging so langsam, da? er gewettet hatte, auch die sei kaputt. Alle drei waren derma?en mude, da? sie am liebsten die Kopfe auf den Tisch gelegt und geschlafen hatten; selbst Hermine machte sich ausnahmsweise keine Notizen, sondern sa? da, den Kopf auf die Hande gestutzt, und sah Professor Binns mit truben Augen an.
Als es endlich lautete, hasteten sie hinaus in den Gang und hinuber zum Klassenraum, in dem sie Verteidigung gegen die dunklen Kunste hatten; Moody kam gerade aus der Tur. Er sah so mude aus, wie sie sich fuhlten. Das Lid seines normalen Auges hing schlaff herab und verlieh seinem Gesicht einen noch schieferen Ausdruck als sonst.
»Professor Moody?«, rief Harry, und sie drangelten sich durch die Scharen auf dem Korridor zu ihm hinuber.
»Hallo, Potter«, knurrte Moody. Sein magisches Auge folgte ein paar vorbeigehenden Erstkla?lern, die verangstigt ihre Schritte beschleunigten; es kippte zuruck ins Innere seines Kopfes und beobachtete, wie sie um die Ecke verschwanden, bevor er wieder ein Wort sagte.»Kommt hier rein.«
Er trat zur Seite, lie? sie in sein leeres Klassenzimmer treten, hinkte ihnen nach und schlo? die Tur.
»Haben Sie ihn gefunden?«, fragte Harry ohne Umschweife.»Mr Crouch?«
»Nein«, sagte Moody. Er humpelte hinuber zu seinem Tisch, setzte sich, streckte leise grunzend das Holzbein aus und zog seinen Flachmann hervor.
»Haben Sie die Karte benutzt?«, sagte Harry.
»Naturlich«, entgegnete Moody und genehmigte sich einen Schluck aus der Flasche.»Hab mir ein Beispiel an dir genommen, Potter. Hab sie aus meinem Buro in den Wald gerufen. Auf der Karte war er jedenfalls nicht.«
»Also ist er tatsachlich disappariert?«, fragte Ron.
»Du kannst auf dem Gelande nicht disapparieren, Ron!«, entgegnete Hermine.»Es gibt andere Wege, auf denen er hatte verschwinden konnen, nicht wahr, Professor Moody?«
Moodys magisches Auge blieb leicht zitternd auf Hermine ruhen.
»Du bist auch so eine, die mal uber eine Laufbahn als Auror nachdenken sollte«, erklarte er.»Tickst genau richtig dafur, Granger.«
Hermine lief vor Stolz rosarot an.
»Jedenfalls war er nicht unsichtbar«, sagte Harry.»Die Karte zeigt auch Unsichtbare. Also mu? er das Gelande verlassen haben.«
»Aber aus eigener Kraft?«, sagte Hermine eifrig.»Oder weil ihn jemand gezwungen hat?«
»Ja, jemand hatte – hatte ihn auf einen Besen zerren und mit ihm fortfliegen konnen, oder?«, sagte Ron hastig und sah Moody hoffnungsvoll an, ganz als ob auch er horen wollte, da? er das Zeug zum Auroren habe.
»Auch eine Entfuhrung konnen wir nicht ausschlie?en«, brummte Moody.
»Und?«, fragte Ron,»vermuten Sie, da? er irgendwo in Hogsmeade ist?«
»Konnte uberall sein«, sagte Moody kopfschuttelnd.»Sicher wissen wir nur, da? er nicht hier ist.«
Er gahnte so ausgiebig, da? sich seine Narben spannten und sein schrager Mund einige Zahnlucken offenbarte.
Dann sagte er:»Nun, Dumbledore meint zwar, ihr drei spielt gern Detektive, aber fur Crouch konnt ihr nichts tun. Das Ministerium wird inzwischen nach ihm suchen, Dumbledore hat sie unterrichtet. Potter, du mu?t jetzt uber die dritte Aufgabe nachdenken.«
»Wie bitte?«, sagte Harry.»Ach ja…«
Er hatte keinen einzigen Gedanken an den Irrgarten verschwendet, seit er ihn letzte Nacht mit Krum verlassen hatte.
»Sollte dir diesmal wirklich liegen«, sagte Moody, sah zu Harry auf und kratzte sein vernarbtes und stoppliges Kinn.»Dumbledore meint jedenfalls, da? du schon einschlagig bewandert bist. Hast im ersten Schuljahr ein paar Hindernisse auf dem Weg zum Stein der Weisen abgeraumt, nicht wahr?«
»Wir haben ihm dabei geholfen«, warf Ron hastig ein.»Ich und Hermine haben ihm geholfen.«
Moody grinste.»Schon, wenn ihr ihm auch helft, sich auf diese Runde vorzubereiten, dann wurd's mich sehr uberraschen, wenn er nicht gewinnt«, sagte er.»Und bis dahin… immer wachsam, Potter. Immer wachsam.«Er nahm noch einen kraftigen Zug aus seinem Flachmann und lie? sein magisches Auge zum Fenster hinuberschwenken. Von seinem Platz aus war die oberste Spiere des Durmstrang-Schiffes zu sehen.
»Ihr beide«- sein normales Auge musterte Ron und Hermine -»ihr pa?t auf Potter auf, klar? Ich behalt zwar im Auge, was hier so vorgeht, aber trotzdem… man kann nie genug Augen offen haben.«
Sirius schickte ihre Eule schon am nachsten Morgen zuruck. Sie flatterte vor Harry auf den Tisch, genau in dem Moment, als ein Waldkauz mit einem Tagespropheten im Schnabel vor Hermine landete. Sie nahm ihm die Zeitung ab, uberflog die ersten Seiten, sagte:»Ha! Sie hat nichts von Crouch erfahren!«, und beugte sich dann zu Ron und Harry hinuber, die lasen, was Sirius uber die mysteriosen Ereignisse der vorletzten Nacht zu sagen hatte.
Harry – wie konntest du dich darauf einlassen, mit Viktor Krum in den Wald zu gehen? Schwore mir bitte eulenwendend, da? du mit niemandem mehr nachts spazieren gehst. In Hogwarts ist jemand, der hochst gefahrlich ist. Fur mich ist offensichtlich, da? sie nicht wollten, da? Crouch mit Dumbledore spricht, und sie waren vermutlich nur ein paar Meter von dir entfernt in der Dunkelheit. Sie hatten dich umbringen konnen.
Dein Name ist nicht zufallig in den Feuerkelch geraten. Wenn dich jemand angreifen will, dann hat er jetzt seine letzte Chance. Bleib immer in der Nahe von Ron und Hermine, verla? abends nicht mehr den Gryffindor-Turm und wappne dich fur die dritte Aufgabe. Ube Schockzaubern und Entwaffnen. Ein paar Hexereien konnen auch nicht schaden. In dieser Crouch-Sache kannst du nichts tun. Halt dich bedeckt und pa? auf dich auf. Ich erwarte deinen Brief mit dem Versprechen, da? du dich nicht wieder drau?en rumtreibst. Sirius
»Ausgerechnet er will mir was erzahlen von wegen drau?en rumtreiben?«, entrustete sich Harry mild, faltete Sirius' Brief zusammen und steckte ihn in den Umhang.»Nach all dem, was er selbst damals in der Schule getrieben hat!«
»Er macht sich Sorgen um dich!«, sagte Hermine scharf.»Genau wie Moody und Hagrid! Also hor auf ihn!«
»Das ganze Jahr uber hat keiner versucht, mich anzugreifen«, sagte Harry.»Niemand hat mir auch nur ein Haar gekrummt -«