»Mit Madame Maxime bist du aber ganz gut ausgekommen«, sagte Harry gereizt.

»Hor mir blo? auf mit der!«, sagte Hagrid und einen Moment lang sah er durchaus bedrohlich aus.»Der'n Masche kenn ich jetzt! Will sich nur wieder bei mir einschmeicheln und aus mir rauskitzeln, was in der dritten Aufgabe drankommt. Ha! Trau blo? keinem von denen!«

Hagrid war so schlechter Laune, da? Harry ganz froh war, sich vor der fetten Dame von ihm verabschieden zu konnen. Er kletterte durch das Portratloch in den Gemeinschaftsraum und eilte gleich auf die Ecke zu, in der Ron und Hermine sa?en, um ihnen alles zu erzahlen.

Der Traum

»Es gibt nur zwei Moglichkeiten«, sagte Hermine und rieb sich die Stirn.»Entweder hat Mr Crouch Viktor angegriffen oder jemand anderer hat beide aus dem Hinterhalt uberfallen.«

»Es war sicher Crouch selbst«, warf Ron ein.»Darum war er verschwunden, als Harry und Dumbledore hinzukamen. Hat sich schnell aus dem Staub gemacht.«

»Das glaub ich nicht«, entgegnete Harry kopfschuttelnd.»Mir kam er tatsachlich schwach vor – sah nicht so aus, als hatte er disapparieren konnen.«

»Man kann auf dem Hogwarts-Gelande nicht disapparieren, wie oft soll ich euch das denn noch erklaren?«, sagte Hermine.

»Okay… und wie war's mit meiner Theorie«, sagte Ron erhitzt.»Krum hat Crouch angegriffen – nein, la? mich ausreden – und sich dann selbst einen Schockzauber verpa?t!«

»Und Mr Crouch hat sich in Luft aufgelost, ja?«, entgegnete Hermine kuhl.

»Ahm, jaah…«

Der Tag brach an. Harry, Ron und Hermine hatten sich in aller Fruhe aus ihren Schlafsalen geschlichen und waren in die Eulerei hochgehastet, um Sirius eine Nachricht zu schicken. Nun standen sie oben am Fenster und sahen hinaus auf das nebelverhangene Land. Alle drei waren bla? und hatten geschwollene Augen, weil sie noch bis spat in die Nacht hinein uber die Sache mit Mr Crouch gesprochen hatten.

»La? uns das Ganze noch mal durchgehen, Harry«, sagte Hermine.»Was genau hat er gesagt?«

»Ich hab's dir doch schon erzahlt, es war viel wirres Zeugs darunter«, erwiderte Harry.»Er wollte Dumbledore vor etwas warnen. Jedenfalls hat er von Bertha Jorkins gesprochen und schien sie fur tot zu halten. Immer wieder hat er gesagt, es sei seine Schuld gewesen… und seinen Sohn hat er auch erwahnt.«

»Ja, das war allerdings wirklich seine Schuld«, sagte Hermine gereizt.

»Er war vollkommen durcheinander«, fuhr Harry fort.»Mir kam's immer wieder so vor, als glaube er, seine Frau und sein Sohn seien noch am Leben, und dauernd hat er mit einem eingebildeten Percy geredet und ihm irgendwelche Anweisungen fur die Arbeit erteilt.«

»Und… was hat er noch mal uber Du-wei?t-schon-wen gesagt?«, fragte Ron argwohnisch.

»Hab ich doch schon gesagt«, erwiderte Harry matt.»Er sei starker geworden.«

Stille trat ein.

Dann meldete sich Ron zu Wort, doch sein zuversichtlicher Tonfall klang nicht ganz echt:»Aber du sagst doch selbst, da? er vollig durcheinander war, und die halbe Zeit hat er wahrscheinlich nur rumgesponnen…«

»Er klang am klarsten, als er von Voldemort gesprochen hat«, sagte Harry, ohne auf Rons erschrockenes Zucken zu achten.»Sonst ist es ihm recht schwer gefallen, seine Gedanken auf die Reihe zu bringen, aber bei Voldemort schien er zu wissen, wovon er redete und was er wollte. Er sagte immer wieder, er wolle Dumbledore sehen.«

Harry wandte sich vom Fenster ab und spahte hoch ins Dachgebalk. Die Halfte der vielen Vogelstangen war leer; dann und wann kam eine Eule mit einer Maus im Schnabel von der nachtlichen Jagd durch eines der Fenster gesegelt.

»Wenn Snape mich nur nicht aufgehalten hatte«, sagte Harry erbittert,»dann waren wir vielleicht noch rechtzeitig gekommen. ›Der Direktor ist beschaftigt, Potter… was soll dieser Unsinn, Potter?‹ Warum konnte er nicht einfach verduften?«

»Vielleicht wollte er gar nicht, da? du dorthin zuruckgehst!«, sagte Ron hastig.»Vielleicht – wart mal kurz – wie schnell, glaubst du, hatte er in den Wald kommen konnen? Denkst du, er hatte es vor dir und Dumbledore geschafft?«

»Nur dann, wenn er sich in eine Fledermaus verwandeln konnte«, sagte Harry.

»Das wurd ich ihm glatt zutrauen«, brummte Ron.

»Wir mussen zu Professor Moody«, schlug Hermine vor,»und ihn fragen, ob er Mr Crouch gefunden hat.«

»Wenn er die Karte des Rumtreibers mit hatte, war es sicher einfach«, sagte Harry.

»Oder Crouch war schon au?erhalb des Gelandes«, sagte Ron,»weil sie ja nur bis zur Grenze -«

»Schhh!«, machte Hermine plotzlich.

Jemand stieg die Treppe zur Eulerei hoch. Harry konnte zwei streitende Stimmen horen, die immer naher kamen.

»- das ist Erpressung, sag ich dir, das kann uns 'ne Menge Arger einbringen -«

»- wir haben es lange genug auf die nette Tour versucht, wird allmahlich Zeit, da? wir die harte Gangart einschlagen, tut er ja auch. Es ware ihm sicher unangenehm, wenn man im Zaubereiministerium erfahrt, was er getan hat -«

»Ich sag dir, wenn du das schreibst, ist es Erpressung!«

»Jaah, und ausgerechnet du wirst dich beklagen, wenn 'ne hubsche Summe dabei rausspringt?«

Die Eulereitur schlug auf. Fred und George traten uber die Schwelle und blieben beim Anblick von Harry, Ron und Hermine wie angewurzelt stehen.

»Was macht ihr denn hier?«, fragten Ron und Fred gleichzeitig.

»Post verschicken«, antworteten Harry und George wie auf Kommando.

»Wie, so fruh?«, sagten Hermine und Fred.

Fred grinste.»Schon – wir fragen euch nicht, was ihr hier zu suchen habt, wenn ihr uns nicht fragt, was wir hier treiben«, sagte er.

Er hielt einen versiegelten Umschlag in der Hand. Harry warf einen Blick darauf, doch Fred, ob zufallig oder absichtlich, verschob die Hand, so da? der Namenszug nicht mehr zu lesen war.

»La?t euch von uns nicht aufhalten«, sagte er und deutete mit einer ubertriebenen Verbeugung zur Tur.

Ron ruhrte sich nicht vom Fleck.»Wen wollt ihr erpressen?«, fragte er.

Das Grinsen auf Freds Gesicht erstarb. George warf Fred einen kurzen Blick zu, dann lachelte er Ron an.

»Mach dich nicht lacherlich, ich hab nur Witze gemacht«, sagte er gelassen.

»Klang aber gar nicht danach«, sagte Ron.

Fred und George wechselten einen Blick.

Dann sagte Fred barsch:»Ich hab's dir doch schon mal gesagt, Ron, steck deine Nase nicht da rein, wenn du sie hubsch findest, so wie sie ist. Wei? zwar nicht, warum das so sein sollte, aber…«

»Es ist auch meine Angelegenheit, wenn ihr jemanden erpre?t«, sagte Ron.»George hat Recht, ihr konntet ernsthaft Arger kriegen.«

»Ich hab dir doch gesagt, da? ich einen Witz gemacht hab«, entgegnete George. Er ging auf Fred zu, nahm ihm den Brief aus der Hand und band ihn an das Bein der nachstbesten Schleiereule.»Du klingst allmahlich wie unser lieber alterer Bruder, mu? ich sagen. Mach so weiter, und sie ernennen dich noch zum Schulsprecher.«

»Was fur ein Blodsinn«, sagte Ron entrustet.

George trug die Schleiereule hinuber zum Fenster und lie? sie davonflattern. Dann wandte er sich grinsend zu Ron um.»Na dann hor auf, den Leuten vorzuschreiben, was sie tun sollen. Bis spater.«

Die beiden verschwanden Harry. Ron und Hermine starrten sich verdutzt an.

»Ihr glaubt doch nicht, da? sie etwas von all dem mitbekommen haben?«, flusterte Hermine.»Von Crouch und so weiter?«

»Nein«, sagte Harry.»Wenn es etwas so Ernstes ware, dann wurden sie es jemandem sagen. Zumindest Dumbledore.«

Ron jedoch schien sich in seiner Haut nicht recht wohl zu fuhlen.

»Was ist los mit dir?«, fragte Hermine.

»Na ja…«, setzte Ron an,»ich bin mir da nicht so sicher. Sie… sie sind in letzter Zeit ganz scharf darauf, Geld zu machen, das ist mir aufgefallen, als ich ofter mit ihnen rumgehangen bin, – als – ihr wi?t schon -«

»Als wir nicht miteinander redeten«, beendete Harry den Satz fur ihn.»Sicher, aber Erpressung…«